Viertausender der Alpen

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  Grandes Jorasses (Pointe Walker) (4208 m)  
  Montblanc-Gruppe  
Photo © Martin Friedrich
Erstersteigung 30.6.1868
Melchior Anderegg, Horace Walker, Johann Jaun d.J., Julien Grange
mehr Infos
GPS-Koordinate 6.988024° ö.L. /45.868812° n.B. (WGS84)  
Normalweg(e) Südwestflanke und Whymperrippe  
Schwierigkeit ZS-, III, 50°
Ausgangspunkt Rifugio Gabriele Boccalatte (2804 m)
Talort Planpansier (1579 m)
Weitere Routen Westgrat  
Schwierigkeit S, IV
Ausgangspunkt Bivacco E. Canzio (3825 m)
Talort Planpansier (1579 m)
Führer Mont-Blanc-Gruppe  
Hartmut Eberlein

Mont Blanc Massif (Vol.I)  
Lindsay Griffin
 
Karte(n) IGN 3630 OT
Chamonix
Institut Géographique National, 1:25000
Beiträge die letzten 4000er

Hallo zusammen,

ein paar 4000er fehlen mir noch auf meiner persönlichen Liste. Wer hat Lust, die schwierigsten 4000er in den Alpen mit mir anzugehen?

Viele Grüße
Gregor

Beitrag von: Gregor Mayer
09.08.2016
Aretes de Rochefort et de Grandes Jorasses - 21/08/2013 (21/08/2013)

More photos/videos on http://www.rzeszutko.net
Album photo of a person fascinated by the high mountain

See also
http://www.beyond-the-4000.com or
http://www.au-dela-des-4000.com


Arete de Rochefort seen from Torino Hut



Arete de Grandes Jorasses seen from Torino Hut



Aretes de Rochefort et de Grandes Jorasses seen from Torino Hut



Pointe Whymper and Pointe Walker seen from Torino Hut



Sunrise (6 AM) at the beginning of the Arete de Rochefort



Mont Blanc brighten up by the sun and Arete de Rochefort still in the shadow



Summit of Dome de Rochefort - Calotte de Rochefort and Arete de Grandes Jorasses just behind



Summit of Calotte de Rochefort



Abseilling onto Col de Grandes Jorasses



Bivouac Canzio



Arriving at Point Young (3996m)



Breach between the two summits of Pointe Marguerite 4065m



Pointe Marguerite 4065m. View towards Pointe Hélène, Pointe Croz and Pointe Whymper.



View towards Pointe Hélène 4045m



Pointe Whymper see from the summit of Pointe Croz 4110m



Point Walker 4208m seen from the summit of Pointe Whymper 4184m



Aretes de Rochefort and de Grandes Jorasses seen from Pointe Whymper 4184m



Going down from Point Walker 4208m



Bivouac at 3800m (Rochers Whymper)

Beitrag von: Maciej Rzeszutko
02.09.2013
Überschreitung der Grandes Jorasses vom Biwak Canzio (09.08.2012)
Besteigungsbericht

Besteigungsbericht: 08.08 - 09.08.2012

Überschreitung der Grandes Jorasses vom Biwak Canzio

Bilder zur Tour sind hier zu finden:

http://www.hikr.org/tour/post54739.html

Route:
Biwak Canzio – Pointe Young – Pointe Margritha – Pointe Elena – Pointe Croz – Pointe Whymper – Pointe Walker – Roches de Reposoir - Refuge Boccalatte - Planpincieux


Die Nacht im Biwak war zunächst recht erholsam. Doch irgendwann wurde ich wach und stellte fest dass ich trotz zweier Wolldecken fror. Eine dritte Decke musste also her und danach dauerte es schon eine Weile, bis ich wieder in den Schlaf fand. Nervosität stieg langsam in mir hoch.
Draussen fegte immer wieder der Wind deutlich hörbar durch das Joch und ich hoffte, dass es auf dem Grat nicht zu stürmisch sein würde. Gabriel hatte mir am Abend bereits geschildert, dass das Gelände des heutigen Tages klettertechnisch anspruchsvoll aber für mich absolut machbar sei.

Ferner erklärte er mir, dass die Einteilung und Bewertung der Schwierigkeitsgrade im Gebiet von Chamonix nicht 1:1 vergleichbar seien mit denen der Walliser Alpen. Kletterstellen im vierten Grad, so wie wir sie heute am Grat häufiger antreffen würden, wären halt woanders doch schon eher mit 5- oder auch 5 vergleichbar.

Mit diesen Worten im Ohr standen wir dann gegen 4:00 Uhr auf und nach einem schnellen Frühstück verliessen wir als erste von insgesamt 3 Zweierseilschaften die Biwakschachtel am Col des Grandes Jorasses, um die komplette Überschreitung des Berges in Angriff zu nehmen.

Und es ging dann auch bereits nach wenigen Minuten sofort zur Sache. Den Einstieg in die Felsflanke der Pointe Young bildet zunächst eine enge Firnrinne. Diese muss aber alsbald linkshaltend verlassen werden, um in eine Zone glatter palttiger Granitfelsen zu queren.

Im Licht der Stirnlampe sah ich Gabriel die erste Seillänge nach oben entschwinden und es war mir sofort klar:

Hier und jetzt beginnen die wirklichen Probleme des heutigen Tages ohne Warmlaufphase für dich!
Und ich tat mich dann auch sehr schwer. Im Licht der Lampe fehlte mir zunächst der Überblick, ich fand keine Griffe ( es gab ja auch für mein Empfinden gar keine) und die Füsse suchten hektisch nach irgendwelchen Vorsprüngen um den Körper zumindest irgendwie nach oben zu wuchten…

Ich fluchte laut vor mich hin und war in dieser ersten Phase einigermaßen unentspannt.

Gabriel ermahnte mich zur Ruhe und gab mir von oben Hinweise auf mögliche Griffe, die ich ansteuern sollte. Er hatte also nicht zuviel versprochen und ich verstand nun auch seine deutliche Mahnung von oben, mich zu entspannen und auf die eigenen Fähigkeiten und die eigene mentale Stärke zu vertrauen.

Und es ging dann doch irgendwie bergwärts mit mir. Nicht schnell und sicher nie elegant aber stetig gewannen wir an Höhe. Dann wurde das Gelände auch etwas leichter und ich spürte in mir die bisher vermisste Ruhe zurückkehren. Die Steigeisen mussten dann angezogen werden, da wir uns, nun in der Nordflanke der Pointe Young befindend, in schneedurchsetzte Felsen einstiegen.
So erreichten wir dann erstmals den Gratfirst, der diesen Namen wahrhaftig verdient.
Die Pointe Young (3996m) war alsbald erreicht und wir stellten rückblickend fest, dass die folgenden Seilschaften offenbar auch nicht schneller als wir unterwegs waren.

Nun mussten wir wieder einige Höhenmeter opfern, dem Grat zunächst folgend, um in eine Scharte hinab zu klettern.
Dort wechselten wir in die bereits sonnige Südflanke des Berges um erneut Richtung Pointe Pointe Margherita anzusteigen. Die klettertechnischen Schwierigkeiten nahmen wieder zu doch im Tageslicht hatte ich nun spürbar mehr Übersicht und das Selbstvertrauen war wieder zurückgekehrt.
Der weitere Anstieg erfolgte durch eine steile Firnrinne, die vom Westgrat der Pointe Margherita herabzieht.
Ab und an gab es Momente, wo mich die Tiefblicke mehr beeindruckten als die klettertechnischen Anforderungen, denn sowohl nach Norden als auch nach Süden geht es vom scharfen Grat mehr als 1000m steil hinab.

Wenig später war dann Pointe Margherita (4.066m) erreicht und damit ein schwindeler-regender Blick auf das umliegende und kommende Gelände möglich.

Unter uns die riesigen Gletscher auf Nord- und Südseite des Berges; ferner der Einblick in die schattige und unglaublich steile Nordwand der Grandes Jorasses, welche Gabriel bereits mehrmals auf verschiedenen Routen durchstiegen hat.

Vor uns deutlich sichtbar lag nun der extrem scharfe und ausgesetzte Verbindungsgrat hinüber zur Pointe Helene.
Dort wo es ging, ließ Gabriel mich nun abseilend hinab doch entlang dieses Grates ging es dann nur noch schrittweise und langsam weiter.
Der Grat bestand hier eigentlich nur noch aus steil in den Himmel ragenden Felsplatten von 10…30cm Dicke.
Die Füße, inzwischen wieder mit Steigeisen bewaffnet, seitlich im Berg verankernd ging es nun im Seitwärtsschritt langsam aber stetig entlang dieser Himmelsleiter hinüber in Richtung Pointe Helene.

Hier war mir klar: das ist von der Exposition her sicher das Heftigste, was ich bisher erlebt habe.

An manchen Stellen bewegte ich mich mehr rutschend als kletternd, ein Bein links, das andere rechts des Grates über die dort glücklicherweise glatten Felsen hinab und sah dann voller Achtung zu, wie mein Führer diese heiklen Passagen entweder abkletternd oder sich selbst abeilend bewältigte.

Dann war irgendwann auch Pointe Helene (4.045m) erreicht und mein Blick war gerichtet auf den scheinbar nicht näher kommenden Rest des Grates. Vor uns lag nun Pointe Croz und der Grat wurde vorerst nicht einfacher!
Es ging wieder hinunter und die Schärfe des Grates blieb annähernd im bereits geschilderten Rahmen.
Aus einer weiteren tiefen Scharte heraus ging es wieder ohne Steigeisen hinauf zur Pointe Croz (4.110m).
Erst ab der Pointe Croz wurde der Grat dann etwas breiter und die Eisen waren erneut erforderlich, um den firndurchsetzten Grat sicher und zügig bewältigen zu können.
Vom Pointe Whymper (4.184m) aus stellten wir fest, dass der Sichtkontakt zu den uns folgenden Seilschaften nicht mehr bestand. Wir waren also nun alleine auf dem letzten Abschnitt des Grates, der uns vom Pointe Whymper hinüber über eine steile Firnfläche zum Hauptgipfel führte.

Das Laufen im inzwischen angetauten Schnee war eine angenehme Abwechslung zur bisherigen Kletterei und nach kurzem Gegenanstieg standen wir dann um 11Uhr endlich auf dem Hauptgipfel der Grandes Jorasses, dem Pointe Walker (4.208m).

Bei gigantischer Aussicht genossen wir nun den Rundblick und die Stille hier oben auf dem Gipfel.
Fast windstill und angenehm warm war es hier oben und wir verpflegten uns mit Proviant und Getränken, bevor wir uns dann auf den verdammt langen und nicht ganz ungefährlichen Abstieg machten.
2600 Höhenmeter warteten noch auf uns bis hinunter ins Val Ferret vernichtet zu werden.

Von hier oben seien schon noch gute 5 bis 6 weitere Stunden einzuplanen ließ Gabriel mich wissen und die Gletscherquerungen seien bei diesen Temperaturen auch mit Respekt und Konzentration zu bewältigen.

Die Ansage lautete also im Klartext: einmal im Gletscher drin, würden wir nicht viel Zeit für Pausen oder Fotos haben. Es musste zügig gegangen werden! (also wie immer J)

Und tatsächlich war die vergletscherte Südseite des Berges inzwischen nicht nur durch die Sonneneinstrahlung weich geworden sondern auch ziemlich zerrissen. Teilweise mussten wir grössere Spaltenzonen weiträumig umgehen. Aber auch der Durchstieg durch eine Bruchzone war unumgänglich und gewährte mir Tiefblicke in die eine oder andere Gletscherspalte.

Nach dem Verlassen des obersten Gletscherbeckens erreichten wir endlich eine steil abfallende und vom Gletscher glatt gehobelte Felsrippe, die uns durch mehrfaches Abseilen ermöglichte in relativ kurzer Zeit viele Höhenmeter talwärts zu machen. Von dort auf den unteren, nun weniger steilen Abschnitt des Gletschers und auf weiteren einen Felssockel (Roches de Reposoir?) zuhaltend, der uns dann schlussendlich in Richtung Rifugio Boccalatte (2.804m) führen sollte.

So erreichten wir dann irgendwann die inzwischen verlassene aber immer offene Hütte, die sich inzwischen in einem verwahrlosten Zustand befindet.

Kurzer Stopp an der Hütte und eine letzte Verpflegung auf sicherem Boden und dann noch einmal 1200Hm hinab bis nach Planpincieux, welches wir dann gegen 17 Uhr erreichten.


Fazit:
Meine klettertechnisch bisher anspruchsvollste und eindrücklichste Bergtour in wilder, exponierter, alpiner Umgebung.
Einfach unvergesslich und nachhaltig beeindruckend!!
Diese zusammenhängende Überschreitung vom Col du Géant bis zur Pointe Walker bewältigt zu haben, erfüllt mich mit Freude und ein wenig Stolz.

Möglich geworden für mich dank meines professionellen und perfekten Bergführers & Seilkameraden, der mich über alle Schwierigkeiten hinweg diesen Weg geführt und die zahlreiche Schwierigkeiten erfolgreich hat bewältigen lassen.

Danke Gabi!




Beitrag von: Frank Frentzen
23.08.2012
Schneesturm an der Pointe Walker (28. Juli 2006)
Besteigungsbericht

Die Grandes Jorasses, ein Bergmassiv mit Alpingeschichte: Fünf Gipfel ragen nach UIAA-Definition als eigenständige Viertausender über die magische Höhe, die Alpenberge für viele Hochtouristen attraktiver machen. Wir starten unsere Tour über den vergleichsweise einfachen Normalweg auf der Südseite des Berges. Vom Parkplatz in Planpincieux im Val Ferret, das von Chamonix aus durch den Mont-Blanc-Tunnel erreicht werden kann, erhebt sich erdrückend steil die Flanke dieses eindrucksvollen Berges. Hier ragt der höchste Punkt, die Pointe Walker, auf nur 4 km Horizontaldistanz rekordverdächtige 2600 m in den Himmel. Wildzerissene Gletscher und kühne Felsgrate unterstreichen hier die Ernsthaftigkeit der Umgebung.


Die Grandes Jorasses über dem kleinen Dorf Planpincieux im Val Ferret

Zunächst geht es jedoch vom Parkplatz, an dem ein Schild 3:30 h zum Rifugio Boccalatte weist, auf den mit der Nr. 21 markierten Weg, welcher kaum zu verfehlen ist, sofern eine gewisse Wachsamkeit vorhanden ist. Nach der kleinen Kirche des Ortes geht es durch lieblichen Wald langsam aufwärts. Die Vegetation wird aber schnell karger und eine erste Geländestufe wird erreicht. Gelbe Pfeile geben die Richtung an, wenn der Pfad über Felsstufen ohne eindeutige Trittspuren leitet. Nach der Überquerung zweier Bäche wird es wieder steiler und schließlich mündet der Weg in ein Felscouloir, das mittels einer Leiter überwunden wird. Für einen Hüttenzustieg wird der Pfad zunehmend anspruchsvoller - gelegentlich weisen auch rote Achten den bequemsten Weg hinauf in diese eindrucksvolle Welt oberhalb der Täler. Hin und wieder kommen einem auf dem Hüttenweg arg geschundene Zeitgenossen entgegengetorkelt. Bevor man sich dann bemitleidend zeigt, sollte in Erwägung gezogen werden, dass es sich vielleicht um harte Typen handelt, die die Nordwand der Grandes Jorasses gemacht haben (erkennbar zum Beispiel an Biwakausrüstung, Isomatte o.ä.). Der Schlussanstieg zur Hütte schließt dann mit seinen Fixseilen endgültig die meisten Familienwanderungen mit Kindern aus und auf der kleinen Hüttenterrasse angekommen blickt man in Gesichter kerniger Bergsteiger oder vor dem Abstieg sich fürchtender Wanderer.


Vor und nach der Tour am Rifugio Boccalatte...

Am Nachmittag erkunden wir noch die zweihundert Höhenmeter bis zum Gletscher, was sicher keine schlechte Idee ist, wenn die Strecke im Dunkeln zurückgelegt werden soll, obwohl zahlreiche Steinmänner die verschiedenen Varianten auch im Lichte der Stirnlampe erkennen lassen sollten.

Die Hütte selber ist vergleichsweise klein aber sehr gut geführt von einer jungen Italienerin und einem US-Amerikaner. Eine ganz andere Welt als die des Rifugio Torino mit seinem überteuerten Essensfraß! So bekommen wir hier ein sehr leckeres Abendessen (Polenta kann auch Geschmack haben) mit selbstgebackenem Brot und Kuchen als Dessert serviert.

Um viertel vor drei des nächsten Kalendertages ist es endlich soweit, dass wir Hand anlegen an die Felsen oberhalb der Hütte, um den Gipfel anzugehen. Nach dem Gewitter am Vorabend ist es nun sternenklar. Auf dem Gletscher geht es steil aufwärts, wechselnd über apere und schneebedeckte Bereiche - also nicht ganz ungefährliches Gelände hinsichtlich der Spaltensturzgefahr. Zu den Reposoir-Felsen ist der Weg mühsamer und länger als erwartet. Im Dunkeln müssen wir den Weg zwischen Spalten suchen - eine Spur ist nicht immer auszumachen, denn die starke Sonneneinstrahlung und die geringe Zahl der Begehungen haben hier keine Trasse entstehen lassen. Der Himmel zieht sich derweil zu und leichter Regen setzt ein. Beginnende Zweifel meinerseits an der Vernünftigkeit des Aufstiegs beseitigt mein Tourenpartner Markus mit dem Ausruf eines entschiedenen "Natürlich!".

Am Fuße der Reposoir-Felsen angekommen leiten uns Trittspuren im Schnee zur rechten Flanke. Wir suchen nach dem IIer-Gelände, das es hier geben soll, um hinaufzukommen. Stattdessen finden wir uns kletternd im IIIer-Gelände wieder an einer Abseilstelle. Wir fragen rufend die Bergführerpartie, die inzwischen auch den Fuß der Felsen erreicht hat, nach dem Weg und der Bergführer deutet uns an, dass es weiter links besser sei. Dort angekommen ist dies in der nun angebrochenen Dämmerung auch offensichtlich. Nützlich wäre aber ein Hinweis in der Literatur gewesen, dass man sich einfach nicht zu weit rechts halten soll im Gelände der Abseilpisten. An der richtigen Stelle geht es nun deutlich besser nach oben - wir halten uns dabei im Wesentlichen auf der wenig ausgeprägten Schneide der Reposoir-Felsen mit gelegentlichen Abweichungen. Die Felsen sind in der Regel fest - es gibt allerdings auch Abschnitte mit kühn übereinander gestapelten Blöcken.


Der zu querende Gletscher am Ende der Reposoir-Felsen und die Whymper-Rippe auf der anderen Seite

Bis dort, wo die Reposoir-Felsen in den Gletscher eintauchen, bleibt das Gelände großteils ernst - ein vermeintlicher Halt an einem losen Felsquacken kann hier fatale Folgen haben. Aber auch nach diesem Felsabschnitt wird es nicht ungefährlicher sondern nur anders. Ein großes Gletschercouloir wird horizontal zur Whymper-Rippe hin gequert. Die Eis- und Steinschlaggefahr scheint zur Zeit aber gering zu sein, denn es liegen nur wenige Brocken herum. Die Firnpassage ist schnell durchgeführt und so geht es schon wieder in die Felsen. Ein Fixseil und ein paar Schlingen weisen den Weg schräg hinauf auf die Felsrippe. Wir beschließen, diese wieder zu verlassen, um auf der anderen Seite über die Südwest-Flanke aufzusteigen, von der zur Zeit wegen Eisschlaggefahr abgeraten wird. Unser Plan ist die Überschreitung von der Pointe Walker zur Pointe Whymper mit Abstieg über die Whymper-Rippe. Auch die Südwest-Flanke wirkt nicht über die Maßen von Eisschlag bedroht. Wird die Grandes-Jorasses-Besteigung als Tour mit langen Gletscher- und Eispassagen beschrieben, so nehmen diese tatsächlich eher weniger Zeit in Anspruch, auch wenn die zurückgelegte Geländestrecke darin größer ist. Zügig gelangen wir weiter, wobei wir einige Spalten oder Bergschründe überspringen oder vorsichtig überschreiten müssen.

Das kombinierte Gelände am Süd-Grat leitet uns langsam hinauf, obwohl wir am laufenden Seil mit gelegentlichem Sichern über Felszacken meist gleichzeitig klettern. Das Wetter ist mittlerweile deutlich schlechter geworden. Zunehmend verringert sich die Sichtweite und es fallen Graupeln. Kurz unter dem Gipfel ziehen wir wärmere Sachen an, denn ein Schneesturm entwickelt sich. Auf dem Weg zum höchsten Punkt fühlen wir uns entrückt in arktische Regionen. Damit ist die Pointe Walker für uns dann auch kein Ort des Verweilens. Nach einem herzlichen "Berg heil!" und einem nicht weit hinab reichenden Blick in die Nordwand wenden wir uns in Richtung Pointe Whymper.


Wo ist der Walker-Pfeiler? Weder Tief- noch Ausblick an der Pointe Walker

Doch der Schneesturm und die sehr schlechte Sicht lassen uns im Unklaren über den richtigen Weg, obwohl es bei einem Grat eigentlich ein leichtes sein sollte, die richtige Richtung einzuschlagen. Schweren Herzens müssen wir uns von der Idee des alternativen Abstiegsweges verabschieden und stapfen etwas traurig zurück. Mittlerweile sind unsere eigenen Spuren kaum noch auszumachen und wir sind ein wenig froh, doch recht schnell wieder zum Süd-Grat zurückzufinden. Als wollte der Berg uns verhöhnen, wird es nun wieder klar und der Blick zur Pointe Whymper wird frei. Wir wollen uns jedoch nicht womöglich nochmals vom Berg foppen lassen und klettern den Aufstiegsweg zurück. All das dauert seine Zeit, ist angenehmerweise im Abstieg aber nicht mehr anstrengend. Alle schwierigen Stellen erleben wir nun in umgekehrter Reihenfolge - es ist dabei beruhigend für uns, einen in diesem Gelände sicheren Partner zu haben, denn mit der eigenen Kletterei sind wir jeweils ausreichend beschäftigt. An den Reposoir-Felsen angekommen fängt es kurz wieder richtig an zu regnen und zu graupeln, so dass wir unsere Steigeisen sicherheitshalber anlassen und auf dem nassen Fels abstumpfen müssen.


Schlechtes Timing - die Pointe Whymper zeigt sich wieder

Im unteren Teil der Reposoir-Felsen entscheiden wir uns dazu, die letzten Höhenmeter abzuseilen, denn trotz aller Liebe zum Felsklettern, sind wir mittlerweile gelangweilt bis müde davon. Nun wieder im Sonnenschein auf dem Gletscher unterhalb bin ich erstaunt, dass wir den Weg zwischen den ganzen Spalten hindurch im Dunkeln gefunden haben. Eine Spalte muss mit einem großen Satz nach unten übersprungen werden - der Schnee ist angenehm weich und es hat gottseidank Eis darunter!


Abseilen von den Reposoir-Felsen

Auf den letzten Metern zum leichten Felsgelände oberhalb der Hütte steigt die Freude, diese Bergtour auch unter diesen etwas widrigen Umständen gut gemeistert und gesund hinter uns gebracht zu haben - schließlich waren wir die einzigen Hochtouristen, die den Gipfel an diesem Tag erreicht haben. Mit strahlenden Gesichtern wünschen wir uns nochmals ein "Berg heil!" Wieder um einige Erfahrungen reifer verlassen wir den Berg. All das gemeinsam Erlebte werden wir wahrscheinlich nie vergessen und es wird uns stets eine Bereicherung im manchmal so tristen Alltag sein. An welche Tage im Leben wird man sich so strukturiert erinnern können? An jene im Büro wohl kaum! Kraft, Ausdauer und Entschlossenheit haben wir mit dieser Tour getankt - auch wenn wir nach ihr müde Beine und Schlafbedürfnis hatten! Wie sich das Leben auch weiterentwickelt, ob wir diese Tour irgendwann nur als Übungstour in Erinnerung behalten oder wir uns anderen Herausforderungen zuwenden sollten - missen wollen wir diese Erlebnisse nicht!


Berg heil!

Hinweise (Stand 2006): Parkplatz in Planpincieux kostenfrei. Preis für Retourticket Mont-Blanc-Tunnel 39,70 € (Achtung: evtl. erhebliche Wartezeiten wegen neuer Sicherheitsbestimmungen). Die Reposoir-Felsen nicht zu früh auf den Glacier des Grandes Jorasses verlassen - es ereigneten sich bereits mehrere Spaltenstürze mit anschließender Helikopter-Rettung.

Beitrag von: Daniel Roth
31.07.2006
Grandes Jorasses, 25/07/04 excellent conditions (25/07/04)
Besteigungsbericht

Super climb. In a excellent day without cloud or wind. In 7 hours from Boccalatte hutte. A lot of snow in the glacier, crevasses easy to cross. Whymper and Walker climbed. Me and Costa.

Beitrag von: Francesco Rotanodari
27.07.2004
Beitrag (bebildert) hinzufügen
Bilder
Grandes Jorasses 4208 m von der Aig.du Moine sh. Berge 4000er unter gkfoto-berge-tauchen@versanet.de

Beitrag von: Gerd Kartzig
16.03.2015